Donnerstag, 29. April 2010

Andines Hochland

Krass, wo man überall Internetanschluss hat. Wir sind hier in Susques, einem kleinen Dorf aus roten Lehmhäusern auf über 3'600 Metern Höhe. Um hierher zu kommen mussten wir die Questa de Lipan, einen 4'190 Meter hohen Pass überqueren.

Wir sind von Jujuy in einem Tag ca. 65 km und etwa 1'000 Höhenmeter nach Purmamarca gefahren. Mit Rückenwind und flachen Steigungen war das kein Problem. Kurz vor Mittag kamen wir durch Leon, einem winzigen Dorf, gerademal gross genug, um auf der Karte verzeichnet zu sein. Dort war offensichtlich eine Laufveranstaltung im Gange. Von einem der Läufer erfuhren wir, dass dort jeden Sonntag ein Lauf stattfindet und das halbe Dorf mitläuft! Unglaublich, Leon, das Läuferparadies von Argentinien!

In einem kleinen Campingplatz in Purmamarca (ca. 2'300 m) trafen wir zwei holländische Radfahrer, was immer gut ist für interessante Gespräche. Am nächsten Morgen stieg die Strasse dann ernsthaft an und wir schaften gerade noch 26 km, was über 1'300 Höhenmetern entsprach. Mit dem heftigen Gegenwind, der am Nachmittag aufkam, und dem vielen Wasser, das wir mitschleppen mussten, war das nicht mehr gerade unterhaltsam. Am folgenden Tag warteten immer noch über 500 Meter Steigung, selbstverständlich mit dem üblichen Gegenwind, auf uns. Vom Pass aus ging es dann, immer noch gegen den Wind kämpfend, auf ca. 3'400 m hinunter, wo wir schon um ca. 16 Uhr ausbremst wurden. Netterweise durften wir im Ziegen- und Schafgehege eines älteren Bauern zelten, wo es weniger windig war als in der offenen Ebene der Salinas Grandes. Dieses "Gehege" war windgeschützt, da es aus Mauern aus einer Art Blöcken aus getrocknetem Tierkot gestand. Der Staub aus diesem Material war speziell nervig, da er leicht und faserig war, überal hingeblasen wurde und dort steckenblieb. Die Übernachtung haben wir mit ein paar Voltaren-Tabletten "bezahlt". Ich hoffe, sie helfen dem Herrn gegen seine Rückenschmerzen.

Salinas Grandes


Der nächste Pass, der Mal Paso, war "nur" etwa 3'800 Meter hoch, und da wir uns schon auf 3'400 Metern Höhe befanden, konnte das unserer Meinung nach ja nicht mehr so schlimm werden. Schliesslich hatten wir an jenem Morgen sogar leichten Rückenwind. Allerdings mussten wir erst durch die weite Fläche der Salinas, was sich bis zu den nächsten Bergen als rund 45 km herausstellte. Bis dahin war Nachmittag und der Gegenwind hatte nur auf uns gewartet. Und Nomen est Omen, dieser Pass war wirklich oberfies. Drei Mal dachten wir, dass wir nun oben sein müssten, bis wir nach der vierten Steigung, schon am späteren Nachmittag, endgültig nach Susques runtersausen konnten.

Hochtal von Susques


In diesen Höhen stellen sich uns, abgesehen von den steilen Strassen, noch andere Probleme. Am ersten Tag nach Purmamarca hatte ich ab Mittag Kopfschmerzen und Martinas Erkältung war die kalte, trockene Luft auch nicht gerade zuträglich. Ich trank so viel Wasser, dass am ersten Tag schon die Hälfte meiner Ration weg war. Wir machten uns mit der Idee vertraut, Autofahrer um Wasser zu bitten, als wir zu unserem Glück gleich an zwei Orten Wasser fanden, das direkt aus dem Berg, bzw. aus einer Röhre aus dem Berg kam. Und da wir ab den Salinas die 75 km bis Susques in einem Tag schaften, hatten wir keinerlei Wasserprobleme mehr.

Ganz so unerwartet kamen diese Wasserfunde allerdings nicht. Die Landschaft ist zwar trocken, es wachsen nur noch Kakteen und kleine Büsche, aber es leben hier überall Menschen, die auch eine Art Landwirtschaft und Viehzucht (Esel, Ziegen, Schafe und Lamas) betreiben. Die grünen Flecken sieht man in den braun-gelblichen Tälern schon von weitem, die braunen Lehmhäuser sind meist gut getarnt. Auf dem Weg den Pass hinauf sahen wir mehrere Höfe, auch in weit entfernten, unzugänglichen Seitentälern, auf dem Runterweg auch mindestens einen und unten im Tal ist die Bevölkerungsdichte geradezu hoch. Konkret heisst das bei den Salinas gibt es ein kleines Dorf, sonst steht mindestens alle paar Dutzend Kilometer ein Haus. Woher die ihr Wasser nehmen, war uns in den meisten Fällen jedoch ein Rätsel.

Unsere erste Lamaherde sahen wir einige Kilometer nach den Salinas. Erst war uns nicht ganz klar, ob das wilde Lamas sind oder ob die jemandem gehören. Dann sahen wir aber, dass ein paar der Tiere mit farbigen Fäden an den Ohren markiert waren, was hier auf der Foto allerdings nicht erkennbar ist.


Die Landschaft war natürlich auch wieder einmal überwältigend. Als wir unsere ersten Kakteen sahen, zückten wir alle die Kameras, inzwischen ist der Anblick normal.



Die Berge mit ihren vielen Farben hier sind auch sehenswert. Schon vor Purmamarca glaubte man, jemand hätte die Felsen angemalt. Verschiedene Rot- und Orangewtöne, gelb, grün, violett, alles ist vertreten. In Purmamarca selber steht dieser Felsen, der Siete Colores, sieben Farben, heisst. Dort sind auf kleinstem Raum alle diese Farben vertreten, der das kleine Dorf zur Touristen-Attraktion macht.



Aber diese Hochebenen mit ihren unendlichen Weiten sind auch sonst unglaublich. Die Ebene der Salinas z.B. ist völlig platt, ohne die geringste Erhebung. Der Mal Paso ist eigentlich auch eine Art Ebene, aber hügelig und von Schluchten durchzogen, darum auch das elende Auf und Ab um auf die andere Seite zu gelangen.

Gewisse Leute sind ja schon beeindruckt, wenn sie sehen, wie sich Schweizer Pass-Strassen die Berge hinaufwinden. Glaubt mir Leute, das ist gar nichts im Vergleich zu hier. Wo die hier ihre Strasse durchbauen, ist schlicht nicht vorstellbar. Wie es sich anfühlt, dort hinaufzuradeln, allerdings auch nicht.

Dieser Ausschnitt hier ist nur ein kleiner Teil der gesamten Steigung.

Samstag, 24. April 2010

San Salvador de Jujuy

Wir sind gestern Abend tatsächlich mit nur etwas mehr als einer halben Stunde Verspätung, pünktlich also, in Jujuy angekommen. Auch unsere Velos seien hier, allerdings nicht im Terminal de Omnibuses, sondern in einem Frachtraum etwa fünf Minuten von dort entfernt. Ein Mitarbeiter von Andesmar, unserem Busunternehmen, brachte uns netterweise gleich dorthin. In leichtem Regen bauten wir unsere Velos zusammen. Fluchend stellten Flo und ich fest, dass wir unsere Pedalen nicht dabei hatten, die befanden sich im Rest des Gepäcks, das wir im Busterminal eingestellt hatten, in Flos Fall auch die Achse des Vorderrades. Schon mal gut. Irgendwann stellte Flo fest, dass an seiner Gabel irgendwas verbogen war, jedenfall brachte er das Rad nicht rein.

Das Taxi, das ein hilfsbereiter Kioskbesitzer für uns gerufen hatte, war denn auch viel zu klein, um ein Velo zu transportieren und der versprochene Kollege mit einem grösseren Wagen tauchte nie auf. Also stiessen respektive trugen wir die Velos in Richtung des Busterminals in der Hoffnung, unterwegs eine Bicicletería zu finden, was auch klappte. Flo und der Mechaniker bastelten dort ziemlich lange am Velo herum. Martina fuhr inzwischen zum Terminal um die Achse und die Pedalen zu holen. Bis Flos Velo wieder in fahrtüchtigen Zustand war, war es längst dunkel und ein Licht hatte natürlich niemand dabei, da wir nicht mit einer solchen Verspätung gerechnet hatten. Bei der Turi-Info beim Busterminal erhielt ich einen Stadtplan und so fanden wir auch in der Dunkelheit das schon vorher ausgewählte Hostal.

Heute wanderten wir etwas durch die Stadt um die üblichen Einkäufe zu tätigen. Jujuy scheit wieder extrem Indígena-Land zu sein, als Weisse fühlen wir uns hier (wie schon gestern im Bus) etwas fehl am Platz. Hier hat es auch viele Stände an der Strasse, wo man allerlei, z.B. kopierte CDs und DVDs, kaufen kann, aber auch Märkte mit Früchten und Gemüse. Wir besorgten uns auch die obligatorischen Coca-Blätter, schliesslich haben wir vor, demnächst in höhere Gefilde vorzustossen. Heute fand auch eine Demonstration statt, mit Trommeln, Pauken und Sirenen. Ich habe einen Teilnehmer gefragt worum es denn ginge, habe von seiner Antwort aber leider kein Wort verstanden. Hier im Hostal wurde mir eben gesagt, dass es fast jeden Tag irgend eine Demo gäbe, das sei völlig normal.

Viele verschiedene Kartoffeln aus Bolivien


Heute findet in Jujuy das Lateinamerikanische Festival der freien Installation von Software statt, Eintritt frei. Eigentlich müsste man hier gehen, einfach um zu sehen, was da abgeht.



Morgen wird unsere Velotour nun endgültig ernst. Wir starten in Richtung Chile via Paso de Jama. Der höchste Punkt dieses Passes, der eigentlich aus mehreren Pässen besteht, liegt auf ca. 4'800 m. Immerhin wird das wohl als Akklimatisierung für das Altiplano taugen.

Donnerstag, 22. April 2010

English Summary No. 4

Sorry guys, I know I promised to write more English Summaries, but it takes all so much time, I don't think it's going to happen more than once a month:-(


So, from Bariloche we cycled along the "siete lagos" to San Martin de los Andes. The street led mostly through dense, hilly forests with many beautiful lakes. One noon during our lunchbreak we met Marlis and Matthias, a Swiss cyclist couple we had met many weeks ago in the Torres del Paine National Park and decided to cycle together that day. Me met again on the campground in San Martin, where they chose another route to Villarrica in Chile.

We continued to Junin de los Andes and arrived again in the usual arid pampa. Only along the river grew bright green bushes. Closer to the Paso Tromen, the pass to Chile, there are impressive Araucaria forests. Araucaria are an ancient tree species, apparently about 250 million years old and few of them are left. Of course, our most loyal friend, the headwind, accompanied us all the way to and up the pass and it rained for the first time for weeks. The next day was sunny and the landscape was awesome, to our left there was Lanin, a snowcaped and majestic volcano. At customs in Chile we had to surrender our honey we just bought in Bariloche and the last of our dried apricots.

The downhill ride on the other side was on a steep gravel road until suddenly there began pavemant, as broad as if they intended to build a highway. We arrived in Pucon in the evening and found a nice camping close to town. Pucon is a small, touristy town with great views of the volcano Villarrica.

Next we did only a few kilometers to the house of Elke and Uli. We had met Uli and two more German motorcyclists in the Torres del Paine national park and he invited us to stay at his house, should we pass through Villarrica. Elke and Uli are a German couple who life in Villarrica half of the year. The other half they spend in Germany or travelling. They welcomed us with a wonderful dinner, something that's hard to get while camping in the wild. Elke is indeed a very good cook, thank you very much, Elke and Uli!

Two days later we went on to Villarrica where we met Martina and Fazl. They are a Swiss-Pakistani couple, cyclists as well. Fazl figured that he didn't like cycling that much after all and is returning home. We had invited Martina to join us and she wanted to travel together for a few days to check whether we were compatible. The following days were a mix of nice, flat paved roads and bad hilly gravel roads, sometimes with strong headwinds. Fortunately, the road up the paso Pino Hinchado was paved, as we had to climb about 800m. On the top, at the border, the nice pavement stopped and all that was left until customs was the normal crappy gravel. There we got searched closely for illegal fruit and vegetables and ... drogs??

The other side of the mountains the landscape was brown-yellowish and dry. Instead of an easy downhill ride we had to fight headwinds again, but we made it to Las Lajas the same day. This is a small very untouristy village in the pampa but has a very nice and friendly camping municipal. The next three days a Gaucho Fiesta was going to take place, so we stayed two nights to get an idea of this kind of event.

After las Lajas we got a long strech of dry and hilly pampa. We spent one night in the gym of a "reserva indigena", a native reservation, two more in camping municipales, one of which was deserted and quite desolate. While it was hot during daytime, now it got very cold at night. Fazl didn't appreciate of this temperatures at all and decided to shortcut the trip to Mendoza by bus. In Barrancas we said goodby to him and Martina as Flo and I would keep cycling until Malargue.

Just after Barrancas the flatlands laid definitely behind us and we met steep climbs through old volcanic mountains. You cycle up those dry red hills expecting to find nothing more than dry red hills and suddenly, there is a green, lush valley, even with two lakes. What a surprising land! We got another bad surprise there, our first flat tyre of our trip. Flo fixed the problem and shortly afterwards the nice paved road was finished and we once again "enjoyed" the real ruta 40, here a very bad sand strip. Once out of the mountains the road followed the local Rio Grande, but never flat, always gently up and down.

This day a lot of colorfully marked cars passed us. We wondered what this meant until one of them stopped to chat and we found out that they belonged to the car race "Desafio Ruta 40". Obviously, the weren't racing that day, which they could't do on a public road anyway. They'd do that on narrow secondary roads with no traffic. And they do some 900 km each day! http://www.desafioruta40.com.ar/

After a nice camp in a dry riverbed we continued our trip to Bardas Blancas. In spite of the dryness of the area it rained that afternoon, so we were lucky to arrive early in this small town. Apart from a halfway sheltered campsite and a warm shower, there was nothing to do there. So, next morning, we rode up another pass, another time on a extremely dusty road. Sometimes we felt like on a childrens' playground, so deep were the patches of sand we got stuck in. At least it was sunny again. Ironically, as soon as we reached the top of the pass, the road was sort of paved again. And the landscape became greener and greener as we sped down into the planes of Malargue.

Malargue is an interessting town. Its area is completely flat but the mountains are close. There is an astronomical observatory (closed to the public) and a planetarium which offers shows and guided tours. Another part of its scientific tourism is a museum which displays a lot of bones of dinosaurs that were found in the area. And they have good empanadas there!

From Malargue we took a bus to Mendoza where we met with Martina and Fazl. Fazl was going to take a bus to Buenos Aires to return to Switzerland, Martina would join us for our trip north. We spent another day in a bus to reach Jujuy, where we started our first crossing of high mountains. The Paso de Jama reaches over 4'800 meters twice and was going to be our test mountain.

We left Jujuy on a cloudy day, but the further up we came the sunnier it became. We made the 65 km to Purmamarca, which lies at an altitude of 2'300 m. So far, so easy. Things got harder the next day. We only made some 26 km and camped at an altitude of 3'660 meters which caused me quite some headache. In the morning we climbed the first pass (4'170 m) and sped down to the Salinas Grandes. We had had headwind all day but in that plain it became too strong to continue, particularly as there was no shelter at all on the salar and the next mountains were 45 km away. An old man allowed us to camp in his sheep coral which was built with blocks of dried sheep dung. The place was sheltered but very dusty.

Next morning, after a colorful sunrise, we rode across the Salinas Grandes. The wind was gone, so we travelled quite fast through the perfectly flat valley. We had a second pass, the "mal paso", coming, but as it is "only" about 3'800 meters high it didn't bother us much. It should have. This pass wasn't one hill to cross and that's it, but it was actually four steep climbs until we could enjoy speeding down into Susques.

Susques is a cute mountain village with houses built of the same red mud as the landscape surrounding it. In the hostel we met another cyclist, Matthias from Germany. Two days later we set out all together. After some climbs we reached the salar Olaroz. On this salar we finally had tailwind but also rain. In the afternoon, Matthias decided to take a break while we continued towards a dark gray wall of clouds. Soon we were in the center of the bad weather and later, the rain even turned into snow.

Because there was no way to pitch a tent in such a flat area with so strong wind, we continued until the Argentinian border station, which is at 117 km from Susques! Obviously, we arrived quite late and just made it before nightfall. The new motel seemed too expensive, so we camped in the police station's garage. Next morning we waited a while to make sure the weather had improved and than started out to climb the next pass. We had just crossed the Chilian border when a Argentinian police vehicle overtook and stopped us. The cops were concerned about wind and snow further up and wanted us to return. Flo was very annoyed by the idea and we had just convinced him to go back, when a group of motorcyclists arrived and confirmed that the road was in a good condition. So we went on.

Unfortunately, the police men were right, two hours later it was snowing again. We hid behind some boulders, ate something and hoped that the bad weather would pass. It didn't and Martina and I were too cold to continue, so we pitched the tents and crowled in our sleeping bags.

Again, next morning the weather was nice, not a singel cloud was in sight. However, the wind was so strong and so cold that we didn't make it very far. We tried to hitch a ride to Chile but no cars passed, the pass was closed. Finally, we turned back to Argentina in the hope to find a ride as soon as the road was open again. On the way back, we met Matthias, our German friend who had reached the border the day before. The road was never opened that day, so we checked in the motel as we didn't like the idea of another cold night in the dusty garage. The motel certainly was clean but not that much warmer, the heating didn't work.

In the morning we checked with the police men and were told that the road was still unpassable, we should wait for news. At noon, two cars of the Chilian vialidad, the road authority, with the message that the road was open again. Wile queuing up at the migración we organised a ride to San Pedro for Martina who didn't feel like cycling over the cold and windy pass. Flo and I as well hitched for a few kilometers in order to beginn that day's trip more or less where we stopped the day before.

Fortunately, we didn't encounter too much wind that day. We cycled through a valley with lagunas and vicuñas, relatives of lamas, and camped sheltered by large rocks. Next morning, the road began to rise steeply, and at this altitude (around 4'500 meters) climbing high passes is very hard work. Near to the top, we met Matthias again. We teamed up for the day and enjoyed the ride down into the next valley. To our surprise, there was a large dry meadow with many bonds, although frozen. For the local fauna, this valley must be a paradise.

A few flat kilometers, that the usual up and down began again. The road let up into another valley which was completly dry and - to our eys - devoid of all vegetation. Still there were vicuñas browsing for food. No idea what they found there. The road rose even higher and cold wind came up in the afternoon. This day we were twice at an altitude of over 4'800 meters. We finally reached the top of the last hill and began our descent. Fabulous, 2'000 meters downhill in 25 km were waiting for us.

After a few minutes, however, two people waved at us and we recognised Marlis and Matthias who were on their ascencion to the laguna route to Uyuni. We camped there that night and exchanged news. Next day around noon we arrived in San Pedro de Atacama, a cute but very touristy desert village. Here we rest a few days before we set out for Uyuni as well.

So dies und das

Unsere Busfahrt nach Mendoza verlief ereignislos. Landschaftsmaessig haben wir auf jeden Fall nichts verpasst. Da waren ein paar einsame Huegel, der Rest war flach wie ein Brett.

Darum nutze ich hier die Gelegenheit, einmal ein paar Dinge zu erzaehlen, die teilweise schon lange auf einen Eintrag warten. So z.B. die Ohrmueggler-Invasionen auf der Carretera Austral. Seit in paar Wochen fallen die Viecher vor allem durch Abwesenheit auf, was wir natuerlich zu schaetzen wissen. Anders auf der Carretera. Da spatzierten manchmal dutzende dieser Krabbeltierchen in unserem Zelt rum. Speziell am Rio Ñadis, da nistete sich eine ganze Kolonie in diesen verstaerkten Zeltwandenden ein, dort, wo man die Stangen reinsteckt. Gemerkt habe ich das natuerlich erst, als ich die Stange wieder rausgenommen habe und dabei die ganze Muegglerfamilie zu Mus zerquetscht habe. Auch in Cochrane lebten viele von diesen "Siechen" oder "Latschies", wir wir sie getauft haben. Siechen, weil sie nerven, Latschies, weil sie ueberall in unserem Zelt rumlatschten. Und sie moegen dunkle Orte, wie z.B. Ortliebtaschen. Ueberraschenderweise ueberleben die auch tagelanges Eingespehrtsein im eingepackten Zelt, jedenfalls tauchten nach Bariloche welche auf, nachdem wir das Zelt zehn Tage lang nicht ausgepackt hatten. Nun, hier ist es viel zu trocken fuer die Latschies und wir haben wieder unsere Ruhe.

Dann, die argentinische Post. Weiss nicht, ob ich die schon einmal erwaehnt habe. Es dauert rund einen Monat, bis Sendungen in der Schweiz ankommen. Wenn man es denn einmal geschaft hat, den Brief oder das Packet aufzugeben. Oeffnungszeiten sind in kleineren Orten wie z.B. El Chalten relativ. Und wenn es mehr als ein Brief ist, muss man damit erst beim Zoll vorbei. Der hat aber nicht immer offen. D.h. wenn man am Freitag kurz nach Mittag in Ushuaia etwas verschicken will, das vom Zoll ueberprueft werden muss, muss man bis Montag Morgen warten. Bloed fuer Reisende, die weiterwollen und wenig Platz im Gepaeck haben. Immerhin konnten wir die erforderliche Schachtel vor Ort beziehen.

Da nun unser GPS, welches wir in Ushuaia gekauft hatten, extrem launisch ist und selten funktioniert, wollten wir es zur Reparatur in die Schweiz schicken. Dazu also erst mal halb Mendoza nach einer Papeterie absuchen und einen halbwegs geeigneten Umschlag kaufen (gepolsterte haben wir nicht gefunden), alles schoen einpacken und zukleben. Auf der Post wird uns dann mitgeteilt, dass wir damit zuerst beim Zoll vorbei muessen (gleich daneben). Ok, machen wir. Dort erfahren wir, dass man Sendungen ins Ausland immer offen zum Zoll bringen muss, da der Beamte das ja untersuchen will. Und wir sollten uns einen anderen Umschlag kaufen, einen staerkeren und gepolsterten. Ja, wo denn? Netterweise erhalten wir die Wegbeschreibung zu einer anderen Papeterie mitgeliefert. Natuerlich stehen wir nach der Couvertbeschaffung wieder hinten an, fuellen eine jener gruenen Zolldeklarationen aus und werden zu einem Zollbeamten weitergeschickt. Der stempelt das gruene Zettelchen, sagt "listo", fertig, und laesst mich wieder gehen. Angeschaut hat der sich rein gar nichts. Ich will mich ja nicht beklagen, aber dieses wunderbare System ist doch ein totaler Witz.

Und jetzt mein Lieblingsthema der letzten Tage: Outdoor-Ausruestung und deren Hersteller. Meine fancy "wasserdichten" Goretex-Schuhe von Salomon haben etwas ueber zwei Monate durchgehalten, jetzt habe ich nach einer Viertelstunde Regen nasse Fuesse. An einer Stelle beginnt sich der Schuh von der Sohle zu loesen und zwar bei beiden Schuhen am gleichen Ort. Super Qualitaet.

Die Goretex-Regenhosen waren nie wirklich ganz dicht und obwohl sie kaum benutzt sind, scheinen auch die immer weniger gut zu funktionieren.

Unsere Exped-Daunenmatten hatten schon verschiedentlich ueber Nacht Luft verloren. Manchmal beide, meistens jedoch nur eine, und danach waren sie wieder dicht. Meine Matte leckt nun seit Wochen so heftig, dass mein Hintern am Morgen auf hartem Boden liegt. Sehr unbequem.

Und unser schoenes, teures Exped-Zelt. Vor ein paar Wochen begannen die Reissverschluesse des Innenzeltes zu zicken und liessen sich nicht mehr schliessen. Dieses Problem konnten wir in den Griff kriegen, indem wir die Verschluesse von oben nach unten schliessen. Inzwischen sind die Reissverschluesse des Aussenzeltes dran, dort geht das nicht so leicht. Zu Beginn konnten wir die Verschluesse bis auf etwa 10 cm ueber dem Boden zuziehen, innert wenigen Tagen ging kaum mehr die Haelfte zu. Flo hat nun die "Schiffchen" der Reissverschluesse mit der Zange behandelt, sprich zusammengedrueckt, was anscheinend ein Bischen genuetzt hat. Getestet haben wir die Sache aber noch nicht. By the way, dabei hat er erst mal die Zange (gekauft in Deutschland) zerbrochen. Auch super Qualitaet.

Gemaess Website, sind die Vorgaben fuer Exped-Produkte "Einsatz von Topmaterialien, die erstklassig verarbeitet und dadurch dauerhaft etc. etc. blablablah sind". Das Zelt hat gerade mal drei Monate problemlos durchgehalten, die Matten nicht mal das. Wir wissen von Exped-Zeltstangen, die im Wind zerbrochen sind, von Matten die Federn spucken oder wo die Trennwaende platzten. Eine Ersatzmatte zu Hause ist ja schoen, nuetzt hier abe eher wenig. Die Antwort auf unser Mail war, wir sollten die Matten und das Zelt zum Haendler zurueckbringen, der sich das Problem anschaut und ueber Reparatur oder Ersatz entscheidet. Nicht sehr praxisorientiert.

Alles in allem ist die Bilanz in Sachen Markenausruestung ernuechternd. Die Qualitaet gewisser Exped-Produkte ist enttaeuschend und auch Goretex hat das Versprechen "Guaranteed to keep you dry" eindeutig nicht gehalten. Nicht mal der Ruf von Ortlieb (fuehrender Hersteller von Velotaschen) ist unangetastet geblieben, bei einer von Flos Taschen ist ein Verschlussteil abgerissen. Ah ja, natuerlich, das erwaehnte Garmin-GPS war auch ein kompletter Flop. In Suedamerika gibt es keinen Reparaturservice (auch keine Landkarten!), darum ist es jetzt auf dem Weg in die Schweiz.

Jetzt hoffen wir, dass wenigstens das Verschicken der Velos nach San Salvador de Jujuy klappt. Wir mussten sie als Fracht aufgeben, weil die Busse saisonbedingt voll sind und darum kein Platz fuer Velos bleibt.

PS: Flo findet seinen Exped-Schlafsack genial!

Sonntag, 18. April 2010

Ausflug zum Mars??

Da wir an einem Sonntag in Chos Malal angekommen waren, und die Laeden in dieser Region an Sonntagen geschlossen sind, mussten wir am Montag Morgen erst mal einkaufen und konnten daher erst nach dem Mittag starten. Super Timing, denn uns erwartete einmal wieder eine fette Steigung, und das in der grössten Mittagshitze (mit Rückenwind!!!). Bei der Información Turistica wurde uns gesagt, die Strasse steige nördlich von Chos Malal auf über 2000 m an. Wie hoch Chos Malal liegt, wissen wir mangels funktionierendem GPS leider nicht. Jedenfalls waren wir am Abend noch nicht oben, aber wir fanden ein hübsches Camp auf einer Pferdeweide. In dieser Nacht war der Himmel wieder glasklar und wunderschön. Das ist zwar eigentlich sehr oft so, manchmal muss es aber wieder erwähnt werden, so faszinierend ist das.



Am nächsten Morgen war es einmal mehr saukalt. Obwohl es bergauf ging, packten wir uns ein und hofften auf die Sonne, die natuerlich gerade an jenem Tag von Wolken verdeckt war. Nach einer Weile, wir waren gerade so knapp aufgewärmt, erreichten wir die Passhoehe und konnten auf der anderen Seite runterfetzen. Brrrr frier, das war gar nicht gemütlich! Landschaftlich hingegen wurde es immer interessanter. Da war z.B. ein kleiner Salar, unser erster Salzsee, dem noch weitere folgen werden. Gras gab es immer weniger, der Boden war mehrheitlich von ganz kleinen Bueschen bedeckt, fleckenweise war der Fels völlig kahl. Später glaubten wir uns auf den Mars versetzt, so trocken und vegetationslos war die Region. Mehr oder wengier erodierte Vulkankegel zeugen von der bewegten Vergangenheit dieses Landes. Allerdings gab es auch beeindruckende Schluchten, die beweisen, dass es hier durchaus Wasser gibt, aber offensichtlich ist der Herbst dafür die falsche Jahreszeit.

Marslandschaft im Norden der Provinz Neuquén


Während einer kurzen Pause am Nachmittag kamen uns plötzlich ein paar Pferde und ein bepacktes Muli entgegen, gefolgt von einer riesigen Ziegenherde und drei Gauchos, der örtliche "Alpabzug" im Herbst. Interessanterweise kamen die Ziegen über eine senkrechte Felswand auf die Strasse hinab, das sah doch eher kamikazenhaft aus.

Gauchos mit Ziegen


Am Nachmittag schien zwar die Sonne, es blieb aber extrem kalt. Kurz vor der nächsten Ortschaft, Buta Ranquil, wies ein Schild auf Termas, heisse Quellen, hin. Sofort hin! Wie sich auf Nachfrage aber leider herausstellte, gibt es dort nur im Winter heisses Wasser, im Sommer ist es kalt. Also absolut pointless. Enttäuscht sind wir umgekehrt und haben unsere Zelte auf dem verlassenen und verwarlosten Camping Municipal von Buta Ranquil aufgestellt. Immerhin gab es fliessend Wasser.

Der nächste Tag war sonniger aber genauso kalt wie der vorherige. Fazl fand das gar nicht witzig und beschloss schon in Barrancas, einem kleinen Dorf, welches wir gegen Mittag erreichten, den Bus nach Mendoza zu nehmen, anstatt bis nach Malargüe weiterzufahren. Nach einem Mittagessen auf der Plaza verabschieden wir uns vorübergehend von ihm und Martina.

Fazl und Martina auf der Plaza in Barrancas


Nach einer kurzen Abfahrt erreichen wir die Grenze zur Provinz Mendoza. Mit Polizeiposten und Passkontrolle, wie sich das für eine Grenze gehört. Das ist nun schon das vierte Mal, dass wir von der Polizei kontrolliert werden. Machmal schreiben die sogar die Passnummern auf, wie z.B. vor Chos Malal oder nach El Calafate. Oft werden wir auch nur durchgewunken. Keine Ahnung, wozu diese Checkpoints gut sind, "damit man weiss, wer wo ist", wie uns das von einem Polizisten erklärt wurde.

Wieder eine Steigung. Inzwischen war es windstill und ganz schon heiss geworden. Die Vulkanhügel waren zwar nichts ausserordentliches mehr, schön und wert, fotografiert zu werden, waren sie allemal.

Vulkanische Landschaft, inzwischen in der Provinz Mendoza


Ein paar Stunden und Steigungen später fuhren wir in den winzigen Ort Ranquil Norte ein. Da man uns schon früher gesagt hatte, dass es da nichts, auch kein Campingplatz gibt, versuchten wir die übliche Taktik, die Polizisten nach einem legalen Camp zu befragen. Leider war wieder mal keiner da. Zu unserer Überaschung gab es aber in diesem Käffli ein Touristenbüro, wo uns ganz freundlich erklärt wurde, dass es sehr wohl ein Campingplatz gibt. Zwar ohne Baños, d.h. WCs und Duschen, dafür mit fliessend Wasser und Licht während der ganzen Nacht. Wer kann bei so einer Festbeleuchtung noch schlafen?!?

Als wir am Morgen unsere Wasserflaschen füllen wollten, kam leider kein Tropfen mehr. Wir fragten bei einem Haus nach Wasse und erfuhren, dass eine Leitung gebrochen war und das ganze Dort kein Wasser hatte. Die alte Dame hatte aber ein paar Krüge gefüllt und gab uns je eine Bidonfüllung. Hoffentlich hatte sie für sich selbst genug bis die Leitung geflickt war! Seit diesem Tag füllen wir jeweils abends alle Flaschen, das war jetzt immerhin schon das zweite Mal in kurzer Zeit, dass am Morgen eine Leitung kaputt war (das erste Mal in Las Lajas).

Am nächsten Tag war die Landschaft wieder für Überraschungen gut. Erst fährt man in wüstenähnlicher Region den Berg rauf, dann geht es runter und plötzlich liegen da zwei Seen. Ganz schön unerwartet. Etwa einen Kilometer danach dann die zweite Überraschung, unser erster Platten. In Flos Hinterrad steckte ein fieser Dorn. Also halten, alles abladen und Schlauch wechseln. Nach 40 Minuten ware wir wieder auf Achse und schon bald war die schöne Asphaltstrasse fertig und wir kämpfen wieder mit Kies und Sand. Wenigstens hügelabwärts.

Um den Strassenzustand hier noch genauer zu beschreiben: Hier war die Strasse einmal asphaltiert worden und dann elegant vor die Hunde gegangen, d.h. absolut nie unterhalten worden. Teilweise existiert die Asphaltdecke noch, befindet sich jedoch in fortgeschrittenem Zustand der Zerbrösmelung und Auflösung. Zusätzlich hat der Wind das Ganze mit Sand überdeckt, streckenweise sieht es aus, als habe ein Lastwagen voll Staub seine Ladung auf der Strasse verteilt. Um euch zu zeigen, wie tief die durchschnittliche Sandschicht ist, hat Flo die Strasse mit ein paar Fusspuren verziert.

Die Ruta 40, hier eine üble Sandpiste


An jenem Nachmittag überholten uns viele auffallend bunt markierte Autos, die aussahen, als gehörten sie zu einer Art Rennen. Besonders eilig schienen sie es allerdings nicht zu haben, die meisten fuhren recht rücksichtsvoll und einer filmte uns im Vorbeifahren sogar. Ein Wagen hielt an und wir schwatzen eine Weile. Sie waren tatsächlich Teil eines Raids, dem "Desafío Ruta 40", einem Rennen von Rio Grande nach Jujuy, alles der Ruta 40 nach, so um die 5'000 km. Meistens fahren sie aber auf Nebenstrassen, da man auf einer öffentlichen Strasse ja keine Rennen fahren kann. Im Moment waren sie auf dem Weg nach Malargüe, nicht renn-mässig. Sie hielten noch ein weiteres Fahrzeug an, das Getränke dabeihatte. Ich habe gar nicht gewusst, dass Gatorade so gut schmeckt:-) Wir erhielten auch noch ein Bischen kaltes Wasser, was wir natürlich dankend annahmen. Das einzige Wasser, das wir seit dem Morgen hatten, stammte vom Rio Grande und war nicht eben toll und im Moment weit weg.

Rio Grande


An jenem Abend campten wir in einem trockenen Flussbett, dessen Boden fast so hart wie Beton war. Wir waren umringt von Dornbüschen mit bis zu 10 cm langen Mörderstacheln. Krasse Typen, zum Glück war für unsere Velos genug Platz zum ausweichen vorhanden.

Am Morgen war fertig lustig, wir hatten unseren treusten Begleiter wieder, den Gegenwind. Nach zwei Tagen ohne Wind oder sogar mit Rückenwind war das speziell frustrierend. Immerhin war die Strecke mehrheitlich so flach als wäre sie gebügelt. Das Rio Grande-Flusstal war blendend grün und von einigen Menschen und zahlreichen Rindern und Ziegen, vielen Pferden und ein paar Eseln bewohnt. Der Tag hätte eigentlich relativ gemütlich werden sollen, der Wind und die aufziehenden, bedrohlichen Wolken wussten das jedoch gekonnt zu verhindern. Flo war zwar überzeugt, dass es dort nie regnen würde, wurde aber später am Nachmittag eines Besseren belehrt. Wir hatten es allerdings schon nach Bardas Blancas geschaft und unser Zelt aufgestellt, als der halbwegs Regen ernst machte.

Der nächste Tag wurde dagegen recht anspruchsvoll. 66 km nach Malargüe, dazwischen eine lange Steigung, natürlich mit Gegenwind. Das ginge ja noch, nach ein paar Kilometern war der Asphalt jedoch wieder einmal zu Sand erodiert, und das meine ich wörtlich. Das Foto vorhin von der sandigen Ruta 40 stammte zwar von zwei Tagen früher, würde aber auch perfekt hierhin passen. Ausser, dass die Strasse hier nicht stellenweise sehr sandig war, sondern teilweise etwas weniger sandig. Das ist im Fall verdammt anstrengend, 20 km durch einen Sandhaufen bergwärts zu pedalen! Und dazu von jedem Autofahrer noch eingepudert zu werden, dass man den Erstickungstod fürchtet und eine Minute lang blind fährt.

Irgendwann waren wir doch oben auf der Cuesta angekommen und kurz darauf gab es da auch wieder so etwas wie Asphaltbelag. Auf der anderen Seite der Bergen war eindeutig keine Wüste mehr. Grüne Büsche, sogar Gras, natürlich noch mit den obligaten Vulkankegeln. Und zack! Plötzlich ist man unten in der Ebene und das Land ist platt so weit das Auge reicht. Die letzten 20 km nach Malargüe fühlten sich an wie auf einer Zielgeraden.

Nochmals Ruta 40, auf dem Weg nach Malargüe


Diese "Stadt" ist überraschend interessant. Da ist erst mal das günstigste Camping Municipal, das wir bisher gesehen haben. Und da wird permanent geputzt, Laub gerechelt und aufgeräumt. Dann gibt es hier ein Observatorio, in dem irgendwelche kosmische Strahlen erforscht werden und ein Planetario, in dem interessante Filme und Sternenhimmel gezeigt und Führungen angeboten werden. Es gibt ein lokales Museum, wo auch Saurierfunde der Gegend gezeigt werden. Es gibt eine ganze Broschüre über diesen Turismo Científico, den man in einer so kleinen, eher ländlichen Stadt nicht erwarten würde.

Leider gibt es hier noch viele unbebaute Grundstücke, die einfach blosse Erden-, bzw. Sandflächen sind. Kombiniert mit heftigem Herbstwind gibt das regelrechte Sand- und Blätterstürme, die man, endlich frisch geduscht und sauber angezogen, nicht so wirklich zu schätzen weiss.

Heute Nachmittag nehmen wir einen Bus nach Mendoza, wo wir Martina und Fazl treffen werden. Gemäss Martinas letzter Information hat die Stadt momentan wegen einer Quecksilberkontamination kein Wasser. Kann ja toll werden...

Montag, 12. April 2010

Deutsche Gastfreundschaft in Chile

Im Parque Nacional Torres del Paine hatten wir drei Deutsche Motorradfahrer getroffen und eine Einladung nach Villarrica erhalten. Damals schien das noch weit weg und wir wussten nicht, ob wir auch nur in die Naehe dieser Region kommen wuerden. Sind wir dann aber und wir haben auch Ulis Einladung angenommen und von Elkes Kochkuensten profitiert, von denen wir schon so weit unten im Sueden gehoert hatten. Wir verbrachten zwei entspannte und interessante Tage bei den beiden und tauschten Reisestories aus und studierten Karten fuer weitere Reisetipps. Uli und Elke: Nochmals ganz vielen herzlichen Dank fuer Eure Gastfreundschaft!

In Villarrica trafen wir wie verabredet Martina und Fazl, ein Schweiz-Pakistani Radlerpaar. Fazl hatte festgestellt, dass er Velofahren doch nicht so toll findet wie erwartet und wird Ende April wieder nach Hause fliegen. Martina steht nun vor der Frage, ob sie mit dem Bus alleine weiterreisen oder sich uns anschliessen moechte. Wir sind nun so eine Art am Probefahren.

Landschaftlich war die Strecke nach Villarrica nicht umwerfend, wir wurden auf der ueblichen Kiesstrasse gehoerig eingepudert. Am Abend fanden wir ein Fussballfeld mit einer Art Clubhaus, wo wir uebernachten durften. Cool. Am naechsten Tag genossen wir noch mehr Schotterstrasse, abends fanden wir kein Clubhaus, dafuer jede Menge reifer Brombeeren. Auch cool. Tags darauf sparten wir uns etwa 15-20 km und etliche Hoehenmeter als wir einen Ride angeboten bekamen und annahmen. So konnten wir die Landschaft, die wieder bergiger wurde, und die Araukarienwaelder so richtig geniessen. Am Morgen darauf erwartete uns noch eine heftige Steigung, diesmal aber asphaltiert. Der Pass war der Rueckweg nach Argentinien.

Diese Grenzuebertritte sind immer wieder interessant. Erstmal war der schone Asphaltbelag bei der Grenze schlagartig fertig, auf argentinischer Seite war nur noch Ripio, mies wie immer. Das Chile sehr restriktive Regeln hat, was die Einfuhr von Lebensmitteln betrifft, wussten wir ja, aber dass Argentinien auch "so drauf ist", war uns nicht bewusst. Wir kamen gerade mit unseren gestempelten Paessen aus dem Gebaeude als ein Grenzbeamter begann, Fazl "auseinanderzunehmen". Danach kam Martina dran, dann Flo und ich. Unsere Zwiebel, die ich in Chile erst gerade gekauft hatte, wurde konfisziert, den Honig durften wir freundlicherweise dort noch essen. So genau, wie dieser Beamte jedoch Jacken- und Lenkertaschen durchsuchte, war der nicht nur auf der Suche nach illegalen Fruechten und Gemuesen. Sehen wir denn aus wie Drogenschmuggler?!?

Etwas interessantes beim Grenzposten: Araukarien, die direkt auf Fels wachsen.


Die lang ersehnte rasante Abfahrt auf der anderen Seite des Passes wurde erst mal ein ziemlicher Murks. Vor dem Zoll wegen der bloeden Strasse, danach wegen dem bloeden Wind. Das war auf diesem Chiletrip krass, ganz egal, in welche Richtung wir fuhren, wir hatten immer Gegenwind. Und auf schlechten Schotter- oder steilen Passstrassen ist das gar nicht mehr spassig. Auch bergabwaerts war das frustrierend, vor allem, da die momentane Windrichtung eine Ausnahme war, was an der "Blickrichtung" der Grassbueschel klar zu erkennen war.

Wir schafften es an diesem Abend doch noch nach Las Lajas, einem kleinen Kaff mitten in der Pampa. Dort fanden wir eines der schoensten und saubersten Campings von ganz Argentinien und erst noch extrem guenstig. Die Leute dort waren supernett und die Empanadas saugut. Einziger Nachteil, irgendwelche Wuermer liessen einen klebrigen Saft von den Baeumen tropfen, dass wir am naechsten Morgen erst mal die Zelte waschen und umpflanzen mussten.

Fuer einmal hatten wir Glueck, was das Timing betraff. An jenem Wochenende fand in Las Lajas eine Fiesta statt, organisiert von der Agrupación Gaucha El Pegual, der oertlichen Gaucho-Vereinigung. Am Freitag standen Umzug durchs Dorf und Festreden auf dem Programm. Dieses Fest scheint in der Region recht wichtig zu sein, jedenfalls nahmen auch Gauchos aus anderen Provinzen teil, beim Umzug haeufig mit ihren Kindern mit auf dem Pferd. Die Wettkaempfe haben wir leider verpasst, da wir am Samstag weiter mussten.



Nach Las Lajas war wieder Pampa angesagt, teilweise schon fast eher Wueste. Zum Glueck gab es da noch ein paar Huegel und Berge runderum, das gab der Landschaft etwas Strucktur. Gruen war bald nur noch im fast ausgetrockneten Flusstal zu sehen, ein paar Meter weiter war alles braun. Kaum zu glauben, dass dort noch Menschen leben, ist aber so. An einigen Stellen fuehrten "Wege" von der Strasse weg zu Estancias, die trotzt der grossen Entfernung einfach zu erkennen sind. Bei Haeusern werden Papeln und andere Baeume gepflanzt, das sieht man in der Pampa von Weitem.



Die angekuendigten ca. 72 km bis zum naechsten Dorf, Chorriaca, dehnten sich schliesslich zu 91 km aus. Distanzangaben sind hier eben genauso relativ wie die Zeit. In Chorriaca angekommen, dauerte es etwa eineinhalb Stunden, bis wir einen Schlafplatz gefunden hatten, der dafuer umso konfortabler war: die Turnhalle. Sonst haetten wir auch vor dem Polizeiposten campen oder in der Zelle schlafen koennen, der Polizist war mega nett und die Abwechslung schien ihm willkommen zu sein. Interessante Details zum kleinen Dorf: Chorriaca ist eine Reserva Indigena, Weisse duerfen dort weder wohnen noch Land kaufen. Fliessend Wasser gibt es nur morgens fuer etwa eine Stunde, in der die Tanks der Haeuser gefuellt werden, dann ist Schluss. Schluss ist auch morgens um ein Uhr, naehmlich mit Strom. Und bis sieben Uhr morgens bleibt es dunkel. Auch gut, dort steht wohl eh keiner frueher auf.

Gestern Nachmittag sind wir in Chos Malal, einem etwas groesseren Dorf angekommen. Der Camping Municipal hier koennte von dem in Las Lajas noch einiges lernen in Sachen Sauberkeit und Freundlichkeit. Und warum jemand auf einem Campingplatz die ganze Nacht volle Beleuchtung braucht, ist uns allen schleierhaft. Heute geht es weiter in Richtung Mendoza.

Ruta 40 in die Unendlichkeit

Samstag, 3. April 2010

Wald, Berge, Seen, Pampa und Vulkane

Also, erst mal vorneweg, viel passiert ist seit Bariloche nicht. Aber landschaftsmaessig sind wir auf der Ruta de siete Lagos, der Strasse der sieben Seen, wieder einmal voll auf unsere Kosten gekommen. Nach ein paar Stunden Pampa nach Bariloche befanden wir uns fuer drei Tage in bewaldeten Huegel bzw. Bergen mit jeder Menge Seen. Die auf der Karte eingezeichneten Campingplaetze stimmten zwar nicht immer genau mit deren realen Lage ueberein, aber das war auch schon unser groesstes Problem:-)



Als wir an einem dieser Seen zu Mittag assen, kamen auch Marlis und Matthias an, ein Schweizer Radlerpaar, die wir im Nationalpark Torres del Paine kurz getroffen hatten. Wir fuhren an diesem Tag gemeinsam weiter und campten auch am selben "Campingplatz". Flo und ich brachen am naechsten Morgen frueher auf, trafen uns aber abends in San Martín wieder. Dort trennten sich unsere Wege fuer's Erste wieder. Da unsere groben Routen aber aehnlich sind, ist es gut moeglich, dass wir uns nochmals begegnen werden.

Wir verliessen San Martín de los Andes in stroemenden Regen. Nach ein einigen Stunden war aber alles wieder trocken und wir konnten eine gemuetliche Mittagspause einlegen. Fuer Unterhaltung war dort auch gesorgt. Es krabelten da ein paar Blattschneider-Ameisen rum, die versuchten, kleine Blaettlein in ihr Nest zu tragen. Leider schafften das nur ganz wenige, da es wieder einmal stark windete und die Ameisen immer wieder meterweise zurueck blies. Koennen Ameisen frustriert sein?

Wir packen alles wieder ruckzuck zusammen, da es wieder zu regnen begann. Und es regnete immer noch als wir in Junín de los Andes ankamen. Das Kaff wirkte extrem trostlos im Regen und vor allem, da wir das Centro erst nicht finden konnten. Schliesslich hatten wir doch noch Glueck und fanden sogar einen guenstigen Zeltplatz. Junín ist so eine Art Zentrum des religioesen Turismus der Region und scheint ein Zentrum der Missionierung gewesen zu sein. So jedenfalls habe ich den Spruch auf der Kirche interpretiert. Was mir an der Stadt aufgefallen ist, ist, dass sie vor allem von Indígenas bewohnt wird. So wenige europaeische Gesichter habe ich schon lange nicht mehr gesehen. In der Region gibt es auch drei Mapuche Reservate.

Die Landschaft nach Junín war einmal mehr genial schoen. Ein eher enges Flusstal zwischen trockenen Pampa-artigen Huegel. Rings herum war alles felsig braun mit ein paar wenigen Bueschen, im Talboden um den Fluss leuchteten hellgruene Buesche, Grass und teilweise sogar richtige Baeume. Mit der Zeit oeffnete sich das Tal etwas und die Heugel wurden etwas weicher, der frappierende braun-gruen Kontrast jedoch blieb.



Auch fuer Ornithologen waere die Gegend besuchenswert. Wir sahen vier Kondore am Himmel kreisen, einen ganzen Schwarm schwarzer Geier, Chimangos und diese kleinen braunen Greifvoegel, die es hier ueberal zu Hauf gibt und die Abfallsaecke zerfetzen (die fressen alles, sogar Pilze und Seife). Was wir bisher noch nicht gesehen hatten, war dieser beeindruckende grosse, graubraune Vogel, der wohl ein Adler sein koennte.

Somit waere unser naechstes Vogel-Raetsel eroeffnet: Wie heisst der Greifvogel auf diesem Bild?


Je weiter wir in Richtung Paso Tromen kamen, wo wir nach Chile rueber wollten, umso grauer und bedrohlicher wurde der Himmel. Wir hatten auch einen Deutschen Radfahrer getroffen, der kurz vor dem Pass zwei Tage im Zelt auf die Sonne gewartet hatte, da er keine Lust auf einen verschneiten Passuebergang hatte und schliesslich aus der Region gefluechtet war. Wir konnten nur hoffen, dass der Wetterbericht Recht haben und das Wetter am naechsten Tag besser sein wuerde. Fuer den Moment sah es nicht gut aus, da wo wir hinwollten, sah es Mordor-maessig dunkel aus. Zu allem Uebel kaempften wir seit Stunden gegen einen fiesen, sehr boehigen Wind an, der uns unbedingt davon abhalten wollte, an jenem Tag den Pass zu erreichen.

Wir wurden zwar nass an diesem Nachmittag, am Abend machte Flo aber schon wieder Fotos mit blauem Himmel im Hintergrund. Diese Baeume sind Araukarien, anscheinend eine uralte Spezies auf dem Entwicklungsstand von Baeumen vor 250 Mio. Jahren. Viele davon gibt es nicht mehr und der Araukarienwald dort ist eine Turistenattraktion. Selbstverstaendlich ist es verboten, die grossen, essbaren Samen mitzunehmen.



A propos essen, da hatten wir doch in San Martín endlich einmal in einer richtigen Chocolatería Artesanal Schokolade gekauft, die auch wirklich mega gut war und logischerweise nicht gleich alles gegessen, sondern das meiste davon gespart. Und ich habe mich an jenem Abend im Araukarienwald so richtig auf den Dessert gefreut. Und was teilt mir Flo da mit? Dass er die Schoggi an unserem Mittgspausenplatz vergessen habe!!!!!!!!! Autsch, das habe ich inzwischen (drei Tage spaeter) noch immer nicht ganz verkraftet.

Wegen den Wolken hatten wir ihn am Nachmittag kaum gesehen, am Abend und am Morgen war er dafuer umso schoener. Der Vulkan Lanín, nachdem der ganze Nationalpark benannt ist.



Am Morgen darauf hatten wir ein Problem. Wir hatten noch Trockenfruechte und einen feinen Honig, die wir natuerlich mitnehmen wollten, jedoch nicht nach Chile eingefuehrt werden durften. Wir hatten schon Oregano, Zwiebeln und Knoblauch weggeworfen und die getrockneten Aprikosen und der Honig waren einigermassen teuer gewesen. Da wir aber keine Busse riskieren wollten, deklarierten wir die Sachen und hofften, mit dem Zoellner diskutieren zu koennen. Was aber leider nicht geklappt hat. Der Mann war zwar nett, hat die Aprikosen jedoch weggeworfen und den Honig konfisziert. Flo hat dafuer noch eine Acta de Interceptión erhalten. Juhui:-(

Auf der chilenischen Seite ging's dann wieder einmal absurd steil den Berg runter, alles auf der ueblichen Sand- und Schotterstrasse. Da taten mir bald mal die Haende weh vom Bremsen. Und auf einmal, viel frueher als erwartet, fuhren wir auf ganz neuem Asphalt. Das krasse daran, diese Strasse war etwa so breit wie eine vierspurige Autobahn. So ganz im Sinne von, wenn schon, denn schon. Auf jeden Fall wurde das bergabfahren mit einem Schlag extrem spassig. Irgendwann waren wir natuerlich unten im Tal angekommen und was blieben, waren noch 50 km platt und schnurgeradeaus bis Pucón.

Vulkan Villarrica von Pucón aus.


Hier mal eine kleine Bemerkung zu den Campings libre, den Orten, wo man gratis campen darf. Davon gibt es doch einige, Infrastrukturen gibt es keine aber meistens einen Fluss oder Bach in der Naehe. Die meisten dieser Plaetze sind (oder waeren) schoene Orte fernab von Staedten und anderem Krach, wo man eigentlich die Natur geniessen koennte. Ich sage "koennte", da viele Argentinier und Chilenen anscheinend analphabeten sind und Schilder nicht lesen koennen, die einen dazu auffordern, seinen Abfall wieder mitzunehmen. Es ist widerlich, wie viel Buechsen, Glas- und Petflaschen und sonstige nicht mehr benutzbare Dinge auf diesen Campingplaetzen entsorgt werden (und auch sonst ueberall entlang den Strassen). Auch Feuerverbote werden oft ignoriert, als Konsequenz davon sieht man die quadratkilometerweise abgebrannten Waelder, und das in Nationalpaerken!!!